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Porträt Kevin Luginbühl, Web-Entwickler (Mai 2009)

Bauen an digitalen Welten

Virtuelle Räume entwickeln: Kevin Luginbühl, 35, legt Wert auf Unabhängigkeit und mag das Lernen durch Experimentieren. Deshalb baut er seine Technologie-Kenntnisse stetig aus. Und hat sich vor kurzem als Mitgründer der Webagentur Gold Interactive selbständig gemacht.

Aufgezeichnet von Margrit Stucki

«Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Mit der Gründung der eigenen Web- agentur bin ich angekommen, wo ich hinwollte. Ich bin kein Hardcore-Programmierer – als Architekt brauche neben dem Code auch das Gestalterische. Mir gefällt die Dynamik der Branche, das Arbeiten an den Schnittstellen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit in kleinen Teams.

Meine Begeisterung für digitale Medien packte mich gegen Ende meines Architektur- studiums. Während eines Austauschjahres in den USA, wo die Internet-Euphorie auf dem Höhepunkt war, beteiligte ich mich am Bau eines virtuellen Museums, experimentierte mit projizierten Räumen und schrieb erste Codes in 3D-Programmiersprachen. Ich habe Welten entdeckt, die ich näher kennen lernen wollte. Dies tat ich als Quereinsteiger bei IBM, wo ich multimediale Lernumgebungen entwickelte und mir ein gutes Generalistenwissen erwarb. In den fünf Jahren habe ich aber auch erkannt, dass ich mehr als ein Rädchen im Getriebe sein möchte. Ich wollte Projekte direkter umsetzen, sichtbarer an den Resultaten beteiligt sein. Nach einer Zwischenstation in einer kleinen Agentur machte ich mich deshalb mit meinem Partner selbständig.

Für meinen Job brauche ich den Überblick und vertieftes Verständnis für das Funktionieren der Online-Kommunikation. Schon länger habe ich erkannt, dass man nur mit eigenen Programmier-Kenntnissen aus der Software-Abhängigkeit ausbrechen kann. Der Lehrgang WebProgrammer erwies sich dabei als sehr nützlich. An der EB konnte ich meine Fertigkeiten im Programmierhandwerk massiv ausbauen. Die Kursleiter haben didaktisch und fachlich voll überzeugt. Sie brachten laufend eigene Entdeckungen ein und haben uns so für Technologie-Trends im Online-Business sensibilisiert. Auch im Austausch mit den Kurskollegen sind Inseln aufgetaucht, die ich jetzt in der Praxis bewirtschaften kann.

Ich büffle gerne Theorie. Sie gibt den Rahmen, in dem ich meine praktischen Erfahrungen relativieren und neu bewerten kann. Inspiration beziehe ich aus ausgefallenen Projekten in der digitalen Kunst. Die gehen ans Limit und halten mich auf Trab. Die temporeiche Entwicklung in der Online-Branche gibt mir die nötige Energie, weil sie meine Neugier befriedigt und jung im Kopf hält.

Die Kehrseite meines Metiers sind stundenlanges Fehlerbeheben, ohne Ende an Kleinigkeiten feilen. Doch mit zunehmender Professionalisierung lerne ich, mit meinen Kräften zu haushalten. Nächtelanges Arbeiten versuche ich heute zu vermeiden. Privat kann das aber schon mal vorkommen ... »